Patent des Monats Mai - Künstliche Spinnseidenproteine

02.05.2018
  Dr. Thomas Scheibel © https://www.onetz.de

Künstliche Spinnseidenproteine - Nominierung für den Europäischen Erfinderpreis

Jedes Jahr im Juni würdigt das Europäische Patentamt (EPA) Innovationen, die besonders zum gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Fortschritt beigetragen haben, mit dem Europäischen Erfinderpreis. Der deutsche Wissenschaftler Prof. Dr. Thomas Scheibel ist unter den Finalisten. Auf seine Entwicklung zur Herstellung künstlicher Spinnseidenproteine und daraus gesponnenen Fasern wurde ihm das Patent EP2021361B1 , - „Microfluidic device for controlled Aggregation of Silk“ erteilt –  unser Patent des Monats Mai.

Spinnseide ist ein Super-Werkstoff mit Potential. Das Material hat herausragende mechanische Eigenschaften und hohe Biokompatibilität: stabiler als Stahl und Kevlar®, extrem elastisch, resistent gegen Krankheitserreger und zudem vollständig biologisch abbaubar. Diese Eigenschaften ermöglichen eine große Bandbreite für die Anwendung als textiler Werkstoff vom Bauwesen über die Bekleidungsindustrie bis hin zur Medizin.

Die Idee, den Ausgangsstoff Spinnseidenproteine im industriellen Maßstab über „Biofabrikation“ durch echte Spinnen, Seidenraupen oder Bakterien herstellen zu lassen, wurde schon seit den 1960er Jahren verfolgt, erwies sich jedoch zunächst als wirtschaftlich nicht rentabel.

Fortschritte auf dem Gebiet der künstlichen Herstellung der Spinnseide wurden erst 2004 gemacht. Thomas Scheibels damaliger Arbeitgeber, die TU München war Innovationstreiber auf diesem Forschungsgebiet.

2004 meldete der Biochemiker hier sein erstes Patent zur Herstellung von künstlichen Spinnseidenproteinen an. 2008 setzte er seine Forschung in der TUM-Ausgründung AMSilk fort. Der Firma gelang es, Gene der europäischen Gartenkreuzspinne in das Genom von E.coli Bakterien einzubringen. Dadurch wurden die Bakterien genetisch so verändert, dass sie Spinnseidenproteine produzierten. Dies gelang alsdann im großtechnischen Maßstab. AMSilk hält ergänzend das Schlüsselpatent für das Faser-Spinnverfahren aus der Seidenproteinlösung.

Seit 2014 sind kommerzielle Produkte, die Spinnseidenproteine enthalten, auf dem Markt, z.B. Sportartikel und kugelsichere Westen. AMSilk entwickelte gleichfalls ein Verfahren zur Beschichtung von Brustimplantaten mit Spinnseide und forscht an dessen Verwendung als Biomaterial für Herzgewebe-Implantat für Infarktpatienten. Das Start-Up wird zu den Top-50 der innovativsten Unternehmen weltweit gezählt.

 

Das PNZ wünscht dieser vielversprechenden Erfindung viel Erfolg beim Europäischen Erfinderpreis!!

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Quellen:

http://www.epo.org/news-issues/press/european-inventor-award/2018_de.html

https://www.epo.org/learning-events/european-inventor/finalists/2018/scheibel.html

https://www.amsilk.com/home/

Bildquelle https://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/vermischtes-de-welt/grosses-potenzial-fuer-medizin-herzklappe-aus-spinnenseide-d1775510.html