Patent des Monats März
Der Vorläufer der Gleitsicht-Sonnenbrille
Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März ehren wir die herausragende Forscherin Marga Faulstich. Als Glaschemikerin bei den Jenaer Glaswerk Schott & Gen. in Mainz entwickelte sie ein sich selbstständig verdunkelndes/aufhellendes Leichtgewicht-Brillenglas. Diese Erfindung wurde 1972 zum Patent angemeldet, 1976 unter der Nummer DE 2223629C3 erteilt und ist unser Patent des Monats März!
Phototrope Gläser, also Sonnenschutzgläser, die sich den jeweiligen Lichtverhältnissen anpassen, konnten bis zu Marga Faulstichs Entwicklung lediglich als Einstärkengläser hergestellt werden. Die Fertigung von phototropen Mehrstärkengläsern gelang nicht, weil die zum Verschmelzen der Einzelkomponenten erforderlichen Prozesstemperaturen die phototropen Eigenschaften des Glases signifikant verschlechterten. Zudem verhinderten die sehr unterschiedlichen thermomechanischen Eigenschaften der Einzelkomponenten deren Zusammenschmelzen. Alternativ wurde der phototrope Effekt durch Beschichtung herkömmlicher Multifokalgläser realisiert. Der Nachteil solcher Gläser ist, dass sie wesentlich dicker und schwerer als normale Brillengläser sind.
Als Pionierin der Glasforschung variierte Marga Faulstich systematisch Glaszusammensetzungen und Schmelzbedingungen. Damit gelang ihr die Herstellung phototroper Multifokalgläser, die im Vergleich zu den bislang üblichen technischen Lösungen um 40 % leichter und zudem schmaler und unauffälliger waren. Dafür wurde sie 1973 mit der IR-100-Medaille der Industrial Research Incorporation für eine der hundert wichtigsten technischen Innovationen des Jahres geehrt!
Die Karriere der Marga Faulstich war – nicht nur für ihre Zeit - äußerst eindrucksvoll. Nach dem Abitur begann sie 1935 mit ihrer Arbeit im Glaslabor des Stammwerks der Jenaer Glaswerke Schott & Gen. Zunächst war sie maßgeblich an der Entwicklung der so genannten „dünnen Schichten“ beteiligt. Ihre Forschung trug dazu bei, dass Schott ab 1938 einer der europäischen Technologie- und Marktführer für beschichtete optische und technische Spezialgläser wurde. Heutige Beschichtungstechnologien für entspiegelte Brillengläser, Schaufensterscheiben und für Sonnenschutzgläser gehen auf die damaligen Grundlagenforschungen zurück. Mit der Neugründung der Schott Glaswerke in Mainz nach Ende des zweiten Weltkriegs spezialisierte sie sich auf die Entwicklung neuer optischer Gläser, insbesondere für Objektive an Mikroskopen und Ferngläser.
Die herausragende Wissenschaftlerin wirkte an der Entwicklung von über 300 Typen optischer Gläser mit und war an Patenten aus über 42 Patentfamilien beteiligt. Mit der Leitung einer Tiegelschmelzanlage war sie die erste weibliche Führungskraft bei Schott-Glas.
Das Patent- und Normenzentrum wünscht allen Erfinderinnen und Wissenschaftlerinnen weiterhin viel Erfolg!
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Quellen:
http://www.schott.com/advanced_optics/german/about-ao/dna/dna-innovations.html
https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/biographien/faulstich-marga.html
https://www.eyebizz.de/branche/marga-faulstich-die-glasmacherin/